Das Seelenleben des Ungeborenen ist ein in jeder Hinsicht faszinierendes Buch. Es hat, wie „Die Geburt ist nicht der Anfang“ von Marianne Krüll, die Entwicklung der ersten 9 Monate unseres Lebens zum Gegenstand. Anders als dieses jedoch geht es ausschließlich auf die tiefenpsychologische Ebene ein.
Der Pränatalpsychologe Dr. Thomas Verny, vormals unter anderem an der Harvard University tätig, stellt uns das Ungeborene als ein Individuum vor, welches „sich völlig von dem passiven, seelenlosen Wesen in der traditionellen Literatur der Kinderärzte unterscheidet.“ Ein Wesen mit wachen Sinnen, welches hören, fühlen, schmecken und bereits bis zu einem gewissen Grad lernen kann. Dabei sind Mutter und Kind über eine Art Tiefenkommunikation miteinander verbunden und tauschen sich sogar über Träume aus. Das, was teilweise fast esoterisch anmuten mag, ist der heutige, gesicherte Kenntnisstand der Pränatalpsychologie.
Der Autor weist darauf hin, wie wichtig es für den werdenden Menschen ist, das Gefühl vermittelt zu bekommen, angenommen zu sein, und dass positive lebensbejahende Emotionen wie Glück, Hochgefühl und freudige Erwartung bedeutend zur gesunden Entwicklung des Kindes beitragen. Und dass dies zu einem starken Bonding nicht nur zwischen Mutter und Kind beiträgt, welches bereits im Mutterleib, lange vor der Geburt, seinen Anfang nimmt. Er weist in diesem Zusammenhang ebenso auf die wichtige Rolle des Mannes in der Schwangerschaft hin:
„…Jetzt, da wir wiederentdeckt haben, wie wichtig Geborgenheit, zärtliche Anteilnahme und Unterstützung für eine Schwangere und ihr Ungeborenes sind, kann der Mann endlich wieder seinen ihm rechtmäßig zustehenden Platz in der Schwangerschaft einnehmen.“
Er (der „Partner“) stellt somit ein wichtiges „Element“ in der liebevollen Unterstützung der Schwangeren dar. Legt man das Wissen der Pränatalpsychologen zugrunde, haben die werdenden Eltern, allen voran natürlich die Mutter, einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. Dr. Thomas Verny schreibt dazu in seinem Buch:
„Die Erkenntnisse aus der pränatalen Psychologie enthüllen, dass der Schwangeren eine maßgebliche, gestaltende Beteiligung an der Persönlichkeitsbildung ihres ungeborenen Kindes zukommt.“
Seit ich dieses Buch gelesen habe, sehe ich die Schwangerschaftsmassage nochmals in einem veränderten Licht; denn die Schlussfolgerung aus dem was der Pränatalpsychologe in seinem Buch schildert kann nur lauten, dass alles getan werden muß, um ein harmonisches Umfeld für die Schwangere und das Ungeborene zu schaffen. Dabei kann der Wert von therapeutischer Berührung (Massage) gar nicht hoch genug angesetzt werden. Die Schwangerschaftsmassage ist für mich ein wesentlicher Baustein, um dieses harmonische Umfeld zu gewährleisten. Und es geht dabei nicht nur um die Persönlichkeitsbildung des einzelnen Individuums, dieses harmonische Umfeld für Mutter und Kind sollte auch aus einer gesamtgesellschaflichen Perspektive gesehen werden; denn es ist einer der Schlüssel zu einer friedfertigeren Welt. Ich kann Ihnen dieses Buch nur wärmstens empfehlen
Das Seelenleben von Thomas Verny ist in deutsch nur noch gebraucht zu bekommen. Es ist in verschiedenen Auflagen erschienen. Ich habe es bei Amazon gebraucht in einem sehr guten Zustand für ca. € 1,70 zzgl. Versand erworben.
– Das Seelenleben des Ungeborenen, Dr. Thomas Verny und John Kelly
– aus d. amerikanischen von Ingeborg Frauke Meier u. Sabine Schwabenthan
– Originaltitel: „The secret life of the unborn child“, 1981
– 12. Auflage, 1995, Ullstein Verlag
– ISBN: 978-3-548-34167-5
– Signatur im OPAC System der Dt. Nationalbibliothek Frankfurt/M : 1995 A 4740